Ein Interview mit Sabine und Jürg Wrubel

Die Reise geht los!  Es gilt nun Länder und Kulturen zu entdecken und Menschen kennenzulernen. Sabine und Jürg sind gebürtige Schweizer, leben nun im Wohnmobil und sind fortan mobil irgendwo in der Welt zu Hause. Sie haben losgelassen! Ihre Reiseleidenschaft und die Liebe zur Natur, dies gepaart mit einem neuen Wohnmobil, sollen der Garant für ein sorgenfreies Leben auf engsten Raum sein. VANLIFE hatte die Gelegenheit mit beiden ein Interview zu führen und mehr über die Geschichte dahinter zu erfahren. Was sind ihre Vorstellungen, Träume und Wünsche? Ihre Geschichte lädt ein zu einem kurzen Innehalten in der hektischen Alltagswelt. Neugierig geworden?

www.vanlife.blog-0030

Sabine Wrubel

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Jürg Wrubel

Ihr lebt seit Ende 2020 im Wohnmobil. Wie kam es dazu?

Wir sind seit Jahren mit dem Wohnmobil unterwegs, früher halt nur in den Ferien. Meistens hatten wir eigentlich zu wenig Zeit an den Orten, wo wir hinreisten. Für uns ist schon sehr lange klar, dass wir uns in Zukunft viel Zeit gönnen möchten, um uns auf Land, Kultur und Menschen in den Ländern einzulassen. So ist es schon lange klar, dass wir mal nur im Wohnmobil leben werden. Sprich, wir haben unser Zuhause dabei und die Welt als Garten.

Euer Haus habt ihr verkauft, es ist weg. Sind die Freunde zu Hause jetzt auch weg? Wie haltet ihr den Kontakt zur Familie und zu den Freunden aufrecht?

Wir waren Mieter. Unsere Freunde sind nicht weg, Freundschaft definierte sich auch bis anhin nicht auf geografische Nähe, also ändert sich da nichts. Den Kontakt pflegen wir via Telefon, Internet, bei uns auf Besuch kommen oder wir besuchen sie, wenn wir in der Gegend sind. Echte Freundschaften halten das locker aus.

Sich von einem Hausstand auf ein Wohnmobil zu reduzieren ist nicht einfach. Was durfte im Wohnmobil auf gar keinen Fall fehlen?

Fanden wir sehr einfach, schon fast erleichternd. Nicht fehlen durfte vernünftiges Geschirr, ein paar Lieblingsgegenstände, Werkzeug, Paddelboot, Fahrräder und multifunktionale Kleidung.

Angst davor, dass ihr eurer altes Leben einmal vermissen werdet?

Nein

Seid ihr typische Schweizer?

Wir kennen den typischen Schweizer nicht, gibt es den überhaupt? Wir halten auch nicht viel von "schubladisieren" von Menschen und ganzen Nationen. Die meisten in der Schweiz lebenden Menschen haben sowieso einen multikulturellen Hintergrund, oft ist ein Elternteil nicht in der Schweiz geboren oder die Großeltern kommen von irgendwoher auf der Welt.

Jürg, beschreibe dich! Was für ein Mensch bist du?

Lebensfroh, neugierig, Bewegungsmensch, Vater und verlässlicher Freund, Partner.

Sabine, wie sieht es bei dir aus?

Lebensfroh, neugierig, Bewegungsmensch, Mutter und verlässliche Freundin, Partnerin.

Welche Hobbys habt ihr?

Reisen, Wandern, Paddeln, Fahrradfahren, Lesen, Kochen, die Natur erleben, sein ... .

Was könnt ihr an anderen Menschen überhaupt nicht ab?

Vorurteile, Gewalt, Rassismus, Aufdringlichkeit, Rechthaberei ... .

Bekommen „Camping Nachbarn“ zu euch sofort Kontakt?

Jein. Wir sind unterschiedlich kontaktfreudig und wenn uns jemand - wieso auch immer - nicht sympathisch ist, grenzen wir uns auch zügig ab. Allgemein werden wir aber als sehr umgänglich wahrgenommen. Versuch macht klug.

Was ist euch im Leben wichtig? Was auf den Reisen?

Kontakt zu Familie und Freunden, auch möglich als Dauerreisende. Neugierig sein auf das, was das Leben bringt, sich auch auf Neues einlassen. Natur, Zeit im Hier und Jetzt zu verbringen, Zeit für unsere Aktivitäten in der Natur, sich einlassen auf Begegnungen mit Menschen, Lesen und, und, und ... .

Auf engen Raum zu leben ist nicht selten eine Herausforderung. Was ist euer Rezept, dass ihr euch nicht gegenseitig auf den Geist geht?

Wir brauchen kein Rezept. Wie im bisherigen Leben gilt es den Weg miteinander zu gehen, bei Fragestellungen gemeinsam Lösungen zu suchen und sich manchmal auch mal in Ruhe zu lassen für einen Moment. Wir leben in einem riesengroßen Garten, nämlich der Welt, was soll da eng sein? Wohnmobil ist ja nur Schlafraum und Aufwärmraum, da ist Enge dann auch kuschlig.

Zum Leben im Wohnmobil wird eine gewisse Infrastruktur benötigt. Seid ihr autark oder steht ihr bevorzugt auf Campingplätzen?

Wir haben uns so eingerichtet, dass wir mindestens sieben bis zehn Tage autark stehen können. Dies ist auch unsere bevorzugte Art, weg von der Masse, in der Natur, je einsamer, je lieber. Aber zwischendurch gönnen wir uns auch mal einen Campingplatz.

Sind eure Rollen klassisch verteilt, will heißen „Sabine kocht das Essen" und „Jürg macht die Technik“? Oder seid ihr Allrounder?

Wir sprechen uns ab und nutzen die jeweiligen Stärken des andern und helfen uns auch gegenseitig. Keiner ist sich für irgendwas zu schade.

Reist ihr spontan oder einem Plan folgend?

Grobplan für die nächsten zwei Jahre, der jederzeit geändert werden kann, also ganz spontan eben sich einlassen auf das, was uns begegnet.

Auf was freut ihr euch auf den Reisen?

Auf das, was uns begegnet.

Wie sieht der Tagesablauf aus, wenn ihr nicht gerade auf der Straße unterwegs seid? Schlafen bis 12.00 Uhr oder doch eher Frühaufsteher?

Das entscheiden wir jeweils an dem Tag, eher Frühaufsteher.

Einige, die im Wohnmobil leben, füllen die „Reisekasse“ unterwegs mit irgendwelchen Tätigkeiten auf? Macht ihr das auch?

Auf keinen Fall, wir genießen unser Rentnerleben.

Führt ihr ein Tagebuch?

Jein

Ihr liegt altersmäßig um die 60 Jahre. Wenn es mit dem Reisen nicht mehr gehen sollte, habt ihr einen Plan B in der Tasche?

Sogar Plan C, D, E, F ... . Den kennen wir dann, wenn es so weit ist. Leben findet heute statt!

Wie sehen die Pläne für dieses Jahr aus?

Grundsätzlich offen ... . Wir lassen uns ein auf das, was kommt. Trotzdem gibt es ein Grobziel, das heißt, wir möchten uns in den kommenden zwei Jahren das Baltikum und Skandinavien zu Gemüte führen. Aber mal sehen, was das Leben dazu meint.

Was müsste ein Rückblick am Ende des Jahres beinhalten, sodass es ein erfolgreiches Jahr im Wohnmobil war? Apropos Erfolg, für euch entscheidend?

Wir leben noch und sind so glücklich und zufrieden wie jetzt. Und wir konnten uns auf das einlassen, was uns begegnete.

In Zeiten wie diesen sagt man – fast schon Gebetsmühlen artig – bleibt gesund. Ist das für euch eine Worthülse?

Nein, wir wünschen das von Herzen jedem auf dieser Welt und aufgrund der Pandemie ist es einem doch einfach ein wenig bewusster, wie wichtig die Gesundheit ist. Aber klar ist es oft eine Floskel, wenn einem jemand dies sagt, wie die Frage "wie geht es dir?".

Angst vor der Zukunft, ist das ein Thema?

Nein

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Bilder: © Eigene Bilder der Interviewpartner