Wie kam es, dass du beim LinerTreff, einem Forum für Freunde großer Reisemobile, Moderator wurdest?
Wegen einem Fehlkauf eines Concordes war ich auf der Suche nach Informationen und potenziellen Gebrauchtfahrzeugen, als ich auf den LinerTreff stieß. Zu der Zeit hatte der LinerTreff etwa nominelle 130 Teilnehmer und wurde von einem sehr kleinen Benutzerkreis betrieben. Es gab einen Betreiber, der sich als Anbieter von Wohnmobilzubehör nicht aktiv beteiligen wollte, um keine Herstellerabhängigkeit einzubringen. Im Forum gab es einen Wildwuchs von Beiträgen und viele Bereiche waren chatähnlich vergewaltigt, als mich der Forenbetreiber nach recht kurzer Teilnahmedauer befragte, ob ich die Moderation dieses Forums übernehmen möchte. Da kurz zuvor ein anderes, von mir moderiertes Forum geschlossen wurde, hatte ich die erforderlichen Freiräume. Ich hatte bestimmte Vorstellungen von einem Forenbetrieb und erhielt die Freigabe und den Vertrauensvorschuss, um diese Vorstellungen im LinerTreff umzusetzen, was ich dann auch tat.
Warum hast du die Moderatoren Tätigkeiten angenommen? Was waren die Beweggründe?
Immer wieder hat es mich in Foren gestört, dass wichtige Themen und auch wichtige Diskussionen in Foren auf völlig andere Art und Weise und hemmungsloser geführt werden, als dass die gleichen Teilnehmer in einer realen Welt tun würden. Mit dem LinerTreff bestand die Möglichkeit, ein noch junges Forum so zu gestalten, dass es für alle Teilnehmer eine attraktive Plattform bietet, um sich mit Informationen, Small Talk und Diskussionen wohlzufühlen.
Hast du bestimmte Eigenschaften, die für deinen Moderatoren Job nützlich sind?
Ich glaube, dass Fairness und eine gewisse „innere” Ruhe extrem wichtig sind und eine gute Empathie die Aufgabe eines Moderators vereinfachen. Natürlich sind auch fachliche Qualifikationen für die Moderation hilfreich aber die menschlichen Eigenschaften sind wichtig, um ein faires und ausgeglichenes Management der Teilnehmer und deren Beiträge zu ermöglichen. Eigenschaften, die bei mir nicht ausreichend zur Verfügung stehen, habe ich mir durch Bildung eines Teams hinzugeholt, auch um Beurteilungen von Sachständen aus verschiedenen Perspektiven zu ermöglichen. Dabei sind verschiedene Charaktere der Teammitglieder gesucht und gefunden worden, sodass ein möglichst breites Spektrum zur Verfügung steht.
Sind für dich in der virtuellen Forenwelt die Mitglieder nur Zahlen, je mehr, desto besser? Was ist mit den Menschen dahinter?
Definitiv Nein! Mich interessiert jeder einzelne Teilnehmer des Forums. Ich kenne eine Vielzahl der Teilnehmer persönlich und bin auch stets bemüht, neue Teilnehmer persönlich kennenzulernen obwohl das bei der zunehmenden Menge der LinerTreffler schon anstrengend bis unmöglich wird. Ich bin natürlich auch immer darauf angewiesen, dass es den Teilnehmern im Forum ebenso geht und die auch einen persönlichen Kontakt tolerieren. Die Treffen/Veranstaltungen des LinerTreffs sind da immer wieder eine zusätzliche Möglichkeit. Das die Menschen hinter den virtuellen Usernamen oft diese “Nähe” zu schätzen wissen, spüre ich an den Kontakten auch außerhalb des Forums. Neben der Kommunikation auf der Forenplattform gibt es enorm viele Berührungen via Telefon, E-Mail, WhatsApp etc. Ich nehme mir die Zeit dafür, weil ich gerade diese vielfältigen Kontakte auch zu schätzen weiß und mag
Wie oder vielmehr bei was kann ein Wohnmobilforum seinen Mitgliedern helfen?
Ein Wohnmobilforum sollte für möglichst viele Themen des Mobilistenlebens eine seriöse Plattform bieten. Nicht nur ein Informationsaustausch, sondern auch ein Zeitvertreib für die Zeiten außerhalb oder neben dem Hobby sollte möglich sein. Das Forum sollte Hilfestellung bei allen Fragen um das Thema Wohnmobil leisten können und dabei dennoch ein attraktives Ambiente für weniger technisch versierte Teilnehmer bieten.
Wie hat dein Campingleben begonnen: Rucksackreisen, VW-Bus oder?
Irgendwie hatte ich so gar keine Ambitionen zum Wohnmobil, als mir ein interessanter Bulli mit Porsche Motor über den Weg lief. Zunächst interessierte mich der Antrieb und erst nachrangig der Wohnmobilausbau. Mir lief dann noch einer der legendären Dehler Profi Bullies „über den Weg” und so wurde aus dem Bulli ein Wohnmobil. Hinzu kam ein Trailer für das Motorrad und so hat der Camper mich über die Studienzeit begleitet und so manche Reise ermöglicht. Ich kam auf den Geschmack und so wurden dann später immer wieder Wohnmobile gemietet, bis wir mit einem Clou Liner als Eigner auf Reisen gingen. Der Clou war den Anforderungen dann nicht mehr gewachsen und so stiegen wir nach langer Suche auf den Concorde 940M um den wir auch heute noch fahren.
Seit wann beschäftigst du dich mit Wohnmobilen? Gab es ein Schlüsselerlebnis?
Das erste Wohnmobil, der VW Bulli als Dehler Profi, war in 1984 und wurde bis 1991 gefahren. Danach verschlug es mich für 15 Jahre aus beruflichen Gründen kreuz und quer durch über den Globus und so wurden die Urlaube mit einem Leihmobil verbracht. Da ich die ganzen Jahre vorrangig in Hotels verbrachte, wurde die Sehnsucht nach eigenen vier Wänden immer größer und schlussendlich mit einem ClouLiner befriedigt.
Was für ein Wohnmobil fährst du? Sonst jemand in der Familie?
Ich selber fahre einen Concorde Charisma 940M auf einem MAN Fahrgestell und der Junior ist aufgrund der Affinität zu den älteren Schätzchen mit einem über 40 Jahre alten Arnold unterwegs.
Wenn du in die Vergangenheit schaust, gab es für dich ein Wohnmobil, was dich gereizt hätte es zu besitzen?
Interessanterweise habe ich immer versucht meine Wünsche zu realisieren. Wenn ich mir etwas wirklich gewünscht habe, dann habe ich solange geackert, bis ich das Objekt der Begierde dann auch hatte. Es gibt viele Mobile, die ich spannend finde, aber im Prinzip haben wir genau das Wohnmobil, welches unsere Wünsche am besten und umfangreichsten erfüllt.
Bist du der geborene Bastler oder der fingerverletzende Schreibtischtäter, wenn am Wohnmobil ein Schaden zu beheben ist?
Als gelernter KFZ-Mechaniker und Maschinenbauer habe ich natürlich eine Tendenz zum Basteln. Da ich wegen meiner Oldtimersammlung auch über eine recht gut ausgestattete Werkstatt verfüge, besteht auch die Möglichkeit, viele Arbeiten selber zu erledigen. Da wird nicht nur am eigenen Fahrzeug gebastelt, sondern oft auch an den Wohnmobilen anderer LinerTreffler geschraubt.
Was war für dich die schönste Bastelstunde am Wohnmobil?
Die schönste Bastelstunde kann ich gar nicht beschreiben, es gab so viele. Aber die Überholung und Überarbeitung des Oldtimers unseres Juniors und ein nachfolgender störungsfreier Betrieb im Urlaub mit dem vierzigjährigen Schätzchen hat mich sehr gefreut.
Die Verkaufszahlen der Wohnmobilhersteller gehen seit Jahren nach oben und sie verzeichnen zweistellige Zuwächse. Wird dieser Trend deiner Meinung nach anhalten?
Ich glaube, der Zenit ist da bereits überschritten. Der Hype wird noch eine gewisse Zeit Anhalten aber eher weniger werden als mehr. Auch aufgrund der allgemeinen wirtschaftlichen Lage nimmt die Anzahl potenzieller Käufer ab. Viele langjährige Mobilisten ziehen sich zurück, da die ursprünglich gesuchte Urlaubsform aufgrund der Anzahl vorhandener Mobile weniger möglich ist.
Lass uns über die Qualität der ausgelieferten Fahrzeuge in der Linerklasse sprechen. Gibt es heute eine bessere Qualität als noch, sagen wir vor zehn Jahren?
Die Qualität hat sich eigentlich nicht wesentlich geändert. Aufgrund der rasant entwickelten Komplexität der Wohnmobile mit zunehmenden Ansprüchen in der Ausstattung (zentrale Steuerungen, Fernabfragen, Mediasystemen) sind Wohnmobile zunehmend kompliziert. Der Markt „reißt” den Herstellern förmlich die Mobile aus den Händen und die Schlagzahlen haben kontinuierlich zugenommen. Leider entstehen bei der Beschleunigung von Produktionsverfahren und teilweise recht komplizierten Systemkonstruktionen zunehmend auch Mängel. Die Handhabung dieser Mängel ist heute qualitativ schlechter als das zu Zeiten war, als die Hersteller sich noch mehr in der individuellen Verantwortung für den Bau eines Fahrzeuges sahen.
Was gehört für dich alles zu einem schönen Campingurlaub?
Ruhe, entspannte Abläufe und gute Gespräche. Christina und ich können tagelang sehr gut alleine klarkommen und haben uns immer noch etwas zu sagen. Urlaub läuft bei uns in völliger Ignoranz von Tageszeiten und Terminen. Spontan Das tun, wo man gerade Lust dazu hat, ist das Wichtigste und dominiert den Ablauf unserer Urlaube.
Hast du und deine Familie Präferenzen für ein bestimmtes Reiseland?
Wir haben eine Vorliebe für Urlaube in ruhigen Gegenden. Dazu gehören Skandinavien und England/Schottland/Irland.
Du bist ohne den ganzen „Social Media Hype“ groß geworden, war es seinerzeit ein schöneres, vielleicht intensiveres Leben für dich?
Nein, da hat sich wenig verändert. Nur das Medium ist schneller, einfacher und leider auch etwas anonymer geworden. Ich konzentriere mich allerdings auch auf sehr wenige Plattformen aus dem Social Media Bereich.
Kannst du anderen zuhören und dich zurücknehmen?
Es gibt Themen, da fällt es mir schwer mich im Zaume zu behalten, aber ich lerne jeden Tag dazu. Ja, ich glaube, ich bin ein brauchbarer Zuhörer.
Kommst du mit Niederlagen zurecht?
Niederlagen waren für mich immer wieder Ansporn, vergleichbare Situationen beim „nächsten Mal” besser zu machen. Da bin ich dann auch Analytiker, um die Ursachen zu finden und künftig zu vermeiden. Sofern die Ursachen keine Nachlässigkeiten oder Unterlassung wider besseres Wissen waren, komme ich mit Niederlagen recht gut zurecht. Wenn ich eine Niederlage aufgrund von „Schlampigkeit” verursacht habe, dann ärgert mich das sehr.
Bist du ein Familienmensch?
Jain, für die Familie stelle ich viele Sachen zurück und priorisiere Anforderungen, um die Familie zu fördern. Aber ich bin keine „Glucke”. Ich erwarte, dass meine Familienmitglieder eigenständig klarkommen und meine Unterstützung nur einholen, wenn sie auch benötigt wird.
Hast du Freunde? Was macht für dich eine Freundschaft aus?
Ja, ich habe echte Freunde. Ich habe sehr viele Bekannte, aber nur sehr wenige Freunde. Der Unterschied ist das nahezu bedingungslose Vertrauen. Meine Freunde habe ich schon sehr lange und sehr intensiv. Ich unterscheide nach Qualität. Einem Freund vertraue ich bedingungslos und bei einem Bekannten bin ich da reservierter. Ich habe zwei Freunde, mit denen ich auch einen sehr persönlichen Umgang pflege.
Bist du ein geselliger Mensch?
Nein, eigentlich nicht. Ich bin eher der stille Beobachter und Eigenbrötler und kann mich stundenlang mit mir selber beschäftigen. Ich liebe es für mich alleine zu sein, zu denken und zu philosophieren. Allerdings bin ich auch immer neugierig und will an allem teilnehmen und alles wissen. Ich fühle mich sehr wohl in Umgebungen, wo ich neue Leute kennenlerne und mit bekannten Leuten umgehen kann.
Was kann dich auf die Palme bringen?
Unfaires Verhalten, Ungerechtigkeit. Da werde ich zum Berserker.
Gibt es für dich ein Vorbild, mit dem du dich identifizierst, so sein möchtest?
Eigentlich nicht. Es gibt verschiedene Personen mit Eigenschaften, die ich gut finde und die ich ebenso haben möchte, aber eine bestimmte Person, die ganzheitlich als Vorbild dient, habe ich nicht.
Hörst du gerne Musik?
Ja, aber. Je nach Laune und Situation habe ich völlig abweichende Musikvorlieben. Da ich selber einige Instrumente spiele, mache ich mir meine Musik dann auch teilweise selber.
Was ist dir im Leben wichtig – Erfolg, Gesundheit oder was?
Zufriedenheit und Sicherheit. Ich möchte ein sicheres Umfeld in finanzieller, organisatorischer und physischer Betrachtung. Gesundheit und eben auch jeden Morgen einen zufriedenen Gesichtsausdruck beim Blick in den Spiegel. Ich möchte ein entspanntes Umfeld und mag keine Spannungen.
Hobbys – noch Zeit dafür?
Eigentlich habe ich das große Glück mein Hobby als Beruf zu haben und mein Umfeld ist darauf eingerichtet. Deswegen besteht mein Leben eher aus Hobby und ich nehme mir die Zeit für alles, was wichtig ist.
Hast du Träume?
Ja, habe ich. Ich träume davon ohne finanzielle Sorgen in hohem Alter in Cornwall am Strand zu sitzen und mit mir und der Welt zufrieden zu sein.