In Bad Windsheim hatte ich mit Mona ein Date und es war zugleich Liebe auf den ersten Blick.

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Mona ist eine waschechte Amerikanerin aus Decatur, Indiana, Vereinigte Staaten kommend und ist gerade mal 22 Jahre alt. Bevor es nun aber in eine Liebesgeschichte abdriftet, kommen wir zu den Fakten:

Ihr richtiger Name ist Monaco Diplomat 38 A, wobei die Zahl für das imperiale Maßsystem "Feet" steht und der Buchstabe die Anzahl der verbauten Slide-Outs angibt, hier ein Stück.

Die Abmessungen von 11,72 Meter Länge, 2,55 Meter Breite, 3,65/3,80 Meter Höhe und ein wunderschönes Äußeres machten es mir mehr als einfach, Mona aus der Vielzahl der Wohnmobile auf dem Stellplatz an der Franken-Therme zu entdecken. Ok, über das Gewicht spricht man nicht, meist ist es unerwünscht, aber bei Mona darf ich es: 13.154 kg.

Am Wohnmobil angekommen sehe ich zugleich links an der einzigen Beifahrertür eine Klingel. Ok, ich habe verstanden "Mona ist bereits" vergeben und glücklich mit ihren Eignern Iris (61 Jahre), Olaf (58 Jahre) und dabei nicht Indro (7 Jahre), den Labradorrüden vergessend.

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Mona hat nicht nur eine große Klappe, sondern davon sehr viel. Also aufpassen, wenn ihr Mona das erste Mal seht!

Fahrerseite

Front

Beifahrerseite

Heck

Beide hatten mit dem Camping bereits in den 80er-Jahren mit einem Wohnwagen und später als Dauercamper in Kroatien angefangen. Immer derselbe Platz, dieselben Leute und Sprüche wie in einer Gartenkolonie sollte nur für den Beginn des mobilen Lebens stehen. So kam es, wie es kommen musste:

1985 bekamen beide vom Schwiegervater eine Hochzeitsreise im Wohnwagen geschenkt, schnell hatte man daran gefallen gefunden, mobil unterwegs zu sein. Die Veränderung zum Wohnmobil - zu einem wetterunabhängigen bewegen - fand in den Jahren 2011-2015 mit einem Gulfstream Sunsport, 32 Fuß statt.

Im Sommer 2015 bot sich die Möglichkeit zum Kauf von Mona an, der Wunsch nach einem größeren Wohnmobil kam schon 2012 auf, als ein Eigner eines Monaco Diplomat auf dem Stellplatz in Bad Buchau sein Fahrzeug präsentierte.

Mona kam 2014 aus England nach Deutschland. Der Ersteigner war ein Händler aus Lüneburg, der das Fahrzeug selbst nutzen wollte, jedoch war Mona ihm zu groß.

Iris gefiel Mona sofort und schrie ihre pure Begeisterung lauthals während des Kaufgesprächs aus. So hatte Olaf weniger Arbeit Iris davon zu überzeugen, er wusste es längst.

Beide hatten es amerikanischer Hersteller schon länger angetan, sind die Fahrzeuge größer und preiswerter als die europäischen Pendants.

Einzig die Umrüstung auf die hiesigen Standards galt es zu beachten, die bereits vom Erstbesitzer umgesetzt bzw. zur Übergabe umgesetzt wurden:

- Elektrik von 110 auf 220 Volt (alternativ mit Trafos)
- Austausch Gastank, der generell nicht anerkannt wird
- Gasleitungen von Kunststoff auf Kupfer
- Geräte ohne CE-Kennzeichnung (Kühlschrank, Kocher)

Die Heizung und der Wasserboiler konnten bleiben, weil eine Zündsicherung vorhanden ist.

Bei der Fahrzeugwartung geht Olaf seinen eigenen Weg, denn es gibt heute keine offizielle Importfirma mehr von Monaco Wohnmobilen in Europa. Beruflich bedingt war er eine Zeit lang in den USA und sein amerikanischer Arbeitskollege Frank, den Olaf auch liebevoll „Bruder“ nennt, ist die beste Lieferadresse für die Ersatzteile.

Ersatzteile zu bekommen ist kein Thema, es verbleibt nur die Frage nach dem Aufwand, der Schnelligkeit der Lieferung und nicht zu vernachlässigen sind die Transportkosten nebst den Einfuhrabgaben, die finanziell zu stemmen sind. Aber generell, so Olaf, sind die Ersatzteile günstiger wie in Deutschland. Alternativ hat er Kleinteile über Amazon bestellt oder über https://www.bonvu.com, einem amerikanischen Importservice.

Gelegentlich gelingt es aber, heimische Produkte zu verbauen. Man muss nur Leute finden, die Lust haben, an amerikanischen Fahrzeugen herumzuschrauben, eben Menschen mit Erfahrung. Liegengeblieben ist Mona bislang nicht, was Olaf in seinem eingeschlagenen Weg mehr als bestätigt. Übrigens, er ist im Geiste sehr technikaffin und hat viel Werkzeug - machen lässt er es aber lieber von anderen.

Man sieht es allen an, auch ihrem Hund Indro im kühlen Schatten von Mona liegend, sie gehören zusammen.

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Mona zu kaufen haben sie nie bereut und ein Spruch fällt öfters: Spaß kostet!

Derzeit wird Mona am Wochenende und im Urlaub genutzt, überwiegend in Deutschland und dies an etwa 100 Tagen im Jahr. Für das nächste Jahr planen sie eine mehrmonatige Reise nach Skandinavien und Russland.

In dem Forum https://motorhome-europe.de, einem US-Reisemobil-Forum ist Olaf seit 2011 aktiv. Heute als normales Mitglied, bis vor etwa 2 1/2 Jahren noch als Moderator, was ihm nervlich zu viel wurde. Das Forum hat aktuell 475 Mitglieder, davon 204 aktiv. Es zeichnet Olaf aus, dass er über alles offen und direkt spricht. Übrigens, eine mögliche Mitgliedschaft in diesem Forum gilt es zu erarbeiten, ist keineswegs ein Selbstläufer - es soll familiär bleiben. Hilfe für die Mitglieder gibt es in einem SOS-Bereich über eine WhatsApp und/oder eine Signal-Gruppe - was will man mehr. Auf mehreren jährlichen Treffen mit etwa 12-20 Fahrzeugen wird weiterhin die Gelegenheit zum Fachsimpeln genutzt, ein Anschauen der anderen Fahrzeuge ist dabei inklusive.

Nach und nach ist Olaf dabei, Mona für die nächsten Jahre und Reisen fit zu machen:

Bisher sind Solarmodule für 900 Watt auf dem Dach (ursprünglich waren es 200 Watt), es sollen am Ende 1.600 - 2.000 Watt sein incl. weiterer Solarregler und verfeinerter Elektrik. Geplant ist die Batteriekapazitäten (Bleisäure) von 500 auf 700 Amperestunden zu erhöhen. Ein Austausch der Luftbälge an der Hinterachse und des Krümmers vom Zylinderkopf steht an, ebenso die Instandsetzung der Fahrklimaanlage und eine Unterbodenbeschichtung muss her. Abschließend mit einem Ölwechsel am Generator und eine Kleinigkeit schweißen an dessen Hilfsrahmen wird Olaf für dieses Jahr gut gerüstet sein.

Apropos Umwelt, für Mona wird auch noch ein Hausanschluss gelegt um für die Zeit, in der sie vor der Haustür steht und nicht genutzt wird, den Solarertrag in das Wohnhaus einspeisen zu können.

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Mona wollen sie solange fahren, wie es nur geht. Und da kommt wieder der Spruch: Spaß kostet! Ein Fahrzeug, welches gleichzeitig ein Haus ist, muss halt repariert und instand gehalten werden! Übrigens, beim TÜV gab es bislang keine Probleme.

Auf ihren Reisen werden beide immer wieder auf Mona angesprochen. Zur Erstinformation hat Olaf eine frühere vierseitige Reportage ausgedruckt und laminiert, sie sichtbar und lesbar an der Frontscheibe positioniert.

Die Firmengeschichte der Monaco Coach Corporation ist sehr bewegend. Die Gründung erfolgte im Jahr 1968 als Caribou Manufacturing Company von Ray Mehaffey. Die Marke von Freizeitfahrzeugen wurde mehrfach verkauft und ist heute zu 100 % im Besitz der REV Recreation Group, https://www.monacocoach.com.

Es gibt über die Monaco-Fahrzeuge wenig Dokumentationen, was mit den Übernahmen nicht besser wurde. Olaf bringt es auf den Punkt: Es wurde versucht, mit dem guten alten Namen Monaco noch Geld zu machen, bei den Altfahrzeugen „schütteln“ sie sich.

Unter https://www.monacocoach.com/resources/media/manuals/2000_Diplomat.pdf findet man zumindest noch ein Manual zum 2000er Diplomat.

So sind beide froh einen Verkaufsprospekt von damals in den Händen zu haben.

Das Innere von Mona ist überraschender und erfreulicherweise Weise gar nicht so amerikanisch verspielt, Plüsch und Barock fehlt. Das Interieur, die Raumaufteilung und die Großzügigkeit gefallen sehr.

Wenn mal der Tag gekommen ist, dass körperliche Gebrechen den gelebten Traum zerreißen wollen, dann wollen sie mit dem Hobby Wohnmobil aufhören, denn in einer Sardinenbüchse wollen sie sich nicht einquetschen lassen. Das ist eine klare Ansage und VANLIFE wünscht beiden noch eine möglichst lange Zeit!

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Marke und ModellMonaco Diplomat 38 A
Baujahr1999
MotorCummins 5.9 24V ISB 275 (PS)
GetriebeAllison MD3060 6-Gang-Automat Tipptronic
Gewicht, leer11.350 kg
Gewicht, maximal13.154 kg
Anhängelast2.000 kg (vom deutschen TÜV begrenzt)
Länge11,72 Meter
Breite2,55 Meter
Höhe3,65 / 3,80 Meter
Dieseltank379 Liter
Frischwassertank379 Liter
Warmwasserboiler37,9 Liter
Grauwassertank227 Liter
Schwarzwassertank152 Liter

Bilder: © Rolf Zipf-Marks, D-65428 Rüsselsheim am Main